Warum macht uns Stress krank?

Bei Am 07.11.2023

In unserem Alltag versuchen wir immer alles möglichst unter einen Hut zu bekommen – Arbeit, Haushalt, soziale Kontakte und vieles mehr. Dabei kommt es leicht zu Stress. Ein Thema von dem wir alle durch stets steigende Anforderungen immer öfter konfrontiert sind. Stress äußert sich bei jedem Menschen anders und wird auch durch andere Faktoren ausgelöst. Was einem Menschen Freude macht, bereitet einem anderen den größten Stress.

Was ist Stress genau?

Zunächst einmal ist Stress eine körperliche Reaktion, die den Organismus kurzfristig besonders leistungsfähig machen soll und keinen krankmachenden Effekt hat. Es ist ein Zustand emotionaler und körperlicher Anspannung, der durch eine Bedrohung, Herausforderung oder Belastung ausgelöst wird. Die inneren und/oder äußeren Reize, die Stress-Symptome hervorrufen, werden als Stressoren bezeichnet. Oft entsteht Stress, wenn eine Person glaubt, einer Herausforderung nicht gewachsen zu sein. Unser Gehirn kann somit quasi „entscheiden“, ob wir Stress erleben oder nicht. Prinzipiell ist ein Stressgefühl vorübergehend, kann aber auch chronisch werden.

Was passiert in unserem Körper bei Stress?

Ein klassisches Beispiel für Stress ist unser natürliches Fluchtverhalten. Sind wir in einer Gefahrensituation, reagiert unser Körper augenblicklich und schüttet Stresshormone wie Adrenalin aus. Dadurch erhöht sich die Aufmerksamkeit und die Herzfrequenz.

Stressreaktionen laufen immer noch demselben Muster ab, unabhängig von der eigentlichen Ursache. Bereits wenn wir uns eine stressige Situation vorstellen, werden verschiedene Gehirnregionen aktiviert, die uns auf „Flucht oder Kampf“ vorbereiten sollen. Es werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, die eine Erhöhung des Blutdrucks und des Herzschlags bewirken. Zudem kommt es zu einer erhöhten Muskelspannung, mehr Sauerstoffproduktion und mehr Energie. Stress ist an sich nichts schlechtes, sondern kann in einem ausgewogenen Wechsel mit Entspannung auch gesundheits- und leistungsfördernd sein. Findet man sein individuelles Gleichgewicht von Anspannung und Entspannung, kann Stress auch als positiv und nicht belastend erlebt werden.

Kurzübersicht: Körperliche Auswirkungen von akutem Stress

  • Gehirn: Durchblutung des Gehirns
  • Atmung: Erweiterung der Bronchien, Atembeschleunigung
  • Herz-Kreislauf: erhöhter Blutdruck, schnellerer Herzschlag
  • Muskulatur: erhöhte Muskelspannung, verbesserte Reflexe
  • Stoffwechsel: Energiebereitstellung (Blutzucker, Fette)
  • Haut: Schwitzen (Hände und Achseln)
  • Sexualität: Libidohemmung
  • Verdauung: Hemmung der Verdauungstätigkeit und der Energiespeicherung
  • Immunsystem: Kurzfristig erhöhte Immunkompetenz
  • Schmerz: Kurzfristig erhöhte Stresstoleranz

Positiver und negativer Stress

Ob Stress als negativ (belastend) oder positiv (motivierend) wahrgenommen wird, hängt vor allem von der gedanklichen und emotionalen Bewertung der Stresssituation ab. Des Weiteren ist es entscheidend, welche Handlungen man vom Stresserleben ableitet, um die Einteilung in Eustress (positiv) und Disstress (negativ) zu treffen. Diese Einteilung ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, da verschiedene Situationen für verschiedene Stimmungen sorgen können. Wir können unser Verhalten in Stresssituationen auch bewusst steuern.  Letztendlich ist das positive oder negative Erleben von Stress eine Folge von Erfahrungen und erlerntem Verhalten.

Mögliche Ursachen von Stress

Viele Faktoren können in uns Stress auslösen. Mögliche Auslöser oder Gründe liegen vor allem in drei Bereichen vor: zwischenmenschlichen, beruflichen und gesundheitlichen Herausforderungen und Belastungen. Je mehr wir persönliche Lebensbereiche neu ausrichten oder umstrukturieren müssen, desto höher ist in der Regel unser Stress-Level. Beispiele können sein:

  • Arbeit: Überforderung, Überstunden, Arbeitsplatzkonflikte
  • Finanzen: Schulden, Geldmangel, Unsicherheit über die Zukunft
  • Beziehungen: Konflikte, Trennungen, Verluste
  • Gesundheit: Krankheit, Schmerzen, Angst vor Krankheit
  • Veränderungen: Umzug, Karrierewechsel, Tod eines geliebten Menschen
  • Erwartungen: Leistungsdruck, Selbstkritik, Perfektionismus
  • Umweltfaktoren: Lärm, Überfüllung, Zeitdruck

Größte Stressfaktoren in Deutschland nach Geschlecht (2021) (Quelle: Stress – Größte Stressfaktoren in Deutschland nach Geschlecht 2021 | Statista)

Zusammenhang Stress und Alter

Circa 30% der Erwerbstätigen leiden häufig unter Stresszuständen. Zusammen mit hohen Anforderungen an sich selbst, sind Beruf, Schule und Studium der größte Stressor in der deutschen Gesellschaft. Generell fühlen sich jüngere Menschen häufiger gestresst als die ältere Generation, was an Leistungsdruck in Form von Prüfungen, dem Sammeln von Expertise nach dem Berufseinstieg und generell sich ständig verändernden Lebensumstellungen liegen kann.

Körperliche Erkrankungen durch Stress

Eine Stressreaktion, gerade solche die sich als Dauerzustand in unserem Körper breit machen, können ernsthafte körperliche Erkrankungen auslösen.

Stress hat eine immunsuppressive Wirkung bei langfristig anhaltendem Stress. Durch chronischen Stress können Krankheiten entstehen, was unter anderen auch an biologischen Risikofaktoren (z.B. Blutdruck), psychologischen Risikofaktoren (Depressionen, Pessimismus etc.) und verhaltensbezogenen Risikofaktoren (Rauchen oder Alkohol als Stressbewältigung) liegen kann.

Beispiele für typische körperliche Erkrankungen, die durch Stress entstehen oder verschlimmert werden, sind:

  • Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkt
  • Magen- und Darmprobleme wie Magenschleimhautentzündungen oder Reizdarmsyndrom
  • erhöhte Infektanfälligkeit durch ein geschwächtes Immunsystem
  • Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen wie Migräne und Spannungskopfschmerzen
  • Viruserkrankungen wie Lippenherpes und Gürtelrose
  • Hauterkrankungen wie Neurodermitis sowie Allergien oder Asthma können durch Stress verstärkt werden.

Kurzübersicht langfristige Folgen von Stress auf unseren Körper

BereichMögliche langfristige Krankheitsfolge
GehirnEinschränkung kognitive Leistungsfähigkeit und Gedächtnisfunktionen, Hirninfarkt, Depressionen
Sinnesorgane Auge, OhrErhöhter Augeninnendruck, Ohrgeräusche, Tinnitus, Hörsturz
Herz-KreislaufKoronare Herzerkrankungen, Herzinfarkt
MuskulaturKopf-, Rückenschmerzen
VerdauungsorganeStörung der Verdauung, Magen-Darm-Geräusche
StoffwechselErhöhter Cholesterinspiegel und Blutzuckerspiegel/Diabetes
ImmunsystemInfektionskrankheiten, Aids, Tumorwachstum, Allergien, Autoimmunkrankheiten
SexualitätZyklusstörungen, Impotenz
Langfristige Körperliche Folgen von Stress

Symptome und Warnsignale

Wer sich langfristig gestresst fühlt, kämpft früher oder später mit physischen und/oder psychischen Folgen. Daher ist es sehr wichtig, auf Warnzeichen des Körpers zu achten, denn ein Körper unter Stress, befindet sich im Ausnahmezustand. Bei den meisten Menschen ist das erste Anzeichen von Stress, das Gefühl nur noch zu funktionieren. Zudem reagiert man deutlich gereizter und gerät oft ins Grübeln, wenn man gestresst ist. Auch Antriebslosigkeit und das Vernachlässigen des sozialen Umfelds wie Freunde oder Familie sind ein Anzeichen.

Seelische Stress-Symptome

Gerade bei unkontrollierbaren Stress kommt es häufig zu psychischen Beeinträchtigungen, wodurch die Stresstoleranz wiederum schlechter wird und ein Teufelskreis entstehen kann. Auch Schlafstörungen als Folge von Stress sind hier ein Bindeglied, das Stress noch verstärken kann.

Durch Stress können auch diverse psychische Erkrankungen entstehen wie zum Beispiel

  • Burnout
  • Angststörungen
  • Tinnitus
  • Depressionen
  • Nervosität
  • Konzentrationsstörung
  • ADS/ADHS

Stressmanagement und Stressbewältigung

Alles rund um Tipps zur Stressbewältigung lesen in diesem Artikel: Effektives Stressmanagement – Stress identifizieren und bewältigen